Extatosoma tiaratum

Australische Gespenstschrecke

 

Heimat: Queensland, Australien

 

Ein für die Australische Gespenstschrecke geeignetes Futter sind Brombeerblätter, die man sogar im Winter noch unter Schnee finden kann. In Wassergläser gestellt, halten ganze Brombeertriebe über einen längeren Zeitraum hinweg frisch. Die Öffnungen der Wassergläser sollten mit Kunststofffolie zugebunden werden. Man kann notfalls auch Feuerdorn und Zwergmispel verfüttern, jedoch führt dies zu unterschiedlichen Zuchtergebnissen. Als Winterfutter haben sich Erdbeerstauden recht gut bewährt, da man diese an Zimmerfenstern vortreiben lassen kann. Im Terrarium sollte man die Zweige und Blätter der Futterpflanzen hin und wieder mit Wasser besprühen. Die Gespenstschrecken trinken dann von den Wassertröpfchen, ihr Flüssigkeitsbedarf ist jedoch gering.

 

Auf den ersten Blick könnte man ganz junge Gespenstschrecken für größere Ameisen halten. Sie laufen auch für eine längere Zeit flink umher und streben dabei nach oben. Die Entwicklung bis zum ausgewachsenen Kerbtier dauert bei weiblichen Tieren 120 - 150 Tage, bei männlichen Tieren 90 - 110 Tage. Während dieser Zeit häuten sich die Weibchen  6 mal und die Männchen 5 mal. Etwa einen Monat nach der letzten Häutung beginnen die Weibchen Eier zu legen, unabhängig davon, ob sie mit Männchen zusammengehalten werden oder nicht. Australische Gespenstschrecken sind nämlich zur Jungfernzeugung (Parthenogenese) fähig. Auch aus unbefruchteten Eiern schlüpfen Jungtiere. Auf diese Weise kommt es aber nur zu weiblichen Nachkommen. Begattete Weibchen hingegen legen Eier, aus denen je zur Hälfte Männchen und Weibchen schlüpfen.

 

Die Paarung beginnt meistens in den Abendstunden und kann sich über die ganze Nacht bis zum Vormittag des Folgetages hinziehen. Männliche Tiere können nach der letzten Häutung noch bis zu 100 Tage, weibliche sogar bis zu 200 Tage leben. Bei den Gespenstschrecken sind nur die männlichen Tiere geflügelt.

 

Die Eier werden von den Weibchen einfach fortgeschleudert. Wenn man einen Bogen Papier auf den Boden des Terrariums legt, lassen sich die Eier von dem getrockneten Kot gut unterscheiden und somit leichter aufsammeln. Mit 5,4 - 6,0 mm Länge  und 3,0 - 3,6 mm Breite ähneln die Eier hartschaligen Samenkörnern.

 

Ich lagere die Eier auf feuchtem Sand bei ca. 18 ° - 25 °C. Sie sollten wöchentlich zwei- bis dreimal leicht mit Wasser besprüht werden. Bei Zimmertemperatur dauert es dann 6 - 8 Monate, bis die Jungtiere schlüpfen. Wichtig ist, das beim Schlupf eine ausreichende Luftfeuchtigkeit vorherrscht, andernfalls können sich die Larven oft nicht richtig aus ihren Eihüllen befreien.

 

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Hermann Göhler

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- u. Terrarienfreunde Oldenburg e.V. Juli 1987

Nr. 26

Hymenopus coronatus

Orchideenmantis

 

Literatur:

Orchideenmantiden - die Gattungen Helvia und Hymenopus, Thomas Rönisch

 

Die Orchideenmantis ist wohl eine der schönsten Mantiden. Um sich zu tarnen, nutzt diese Art die Erschei-nung einer Orchidee der Gattung Phalaenopsis. Je nach Individuum und Larvenstadium schwankt die Färbung zwischen weiß, rosa, und gelb, teilweise sogar mit geringen Grünanteilen. Die bereits im Jahre 1792 durch Guillaume-Antoine Olivier erstmalig beschriebene Art findet ihre Verbreitung in den tropischen Gebieten Südostasiens.

 

Die Weibchen erreichen Größen bis 8 cm, seltener bis 10 cm. Die Männchen bleiben jedoch mit 3,5 - 4 cm, deutlich kleiner. Für die unbedingt einzeln zu haltenden Weibchen eignen sich bereits Terrarien mit Fassungsvolumina von 10 Litern, welche mit reichlich Klettermöglichkeiten und einem feuchtigkeitsspeichernden Bodengrund, ausgestattet sein sollten. Häufig liest man, dass eine blühende Orchidee in das Terrarium eingebracht werden sollte, wenigstens jedoch eine Orchideenblütennachbildung, da sich die Tiere auf einer Blüte tarnen wollen. Nach eigenen Beobachtungen konnte aber nicht festgestellt werden, dass die Tiere vermehrt irgendwelche Orchideenblüten als Sitzplatz aufsuchen. Vielmehr ist auf vielen Habitataufnahmen erkennbar, dass H. coronatus das gesamte Blatt- und Astwerk bewohnt. Für die Haltung der kleineren Männchen eignen sich bereits recht kleine Gefäße, wie beispielsweise ausgediente Heimchenboxen. Die Männchen können aber auch zu mehreren in einem Terrarium gehalten werden.

 

Die Temperaturen sollten tagsüber zwischen 21 - 25 Grad betragen und können nachts bis auf 18 °C absinken. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte tagsüber 60 - 70 % und nachts sogar 80-90% betragen. Diese Werte erreicht man durch allabendliches Befeuchten des Terrariums mit einem Zerstäuber. Als Futter kommen alle Insekten in Frage, die von den Gottesanbeterinnen bewältigt werden können. Während die Weibchen 2 - 3 Wochen nach der 9. Häutung geschlechtsreif werden, ist das bei den Männchen bereits 1 - 2 Wochen nach der 7. Häutung der Fall. Um trotzdem eine gemeinsame Reife beider Geschlechter zu erreichen, sollte man Larven aus mindestens 2 - 3 nacheinander gelegten Ootheken aufziehen.

 

Zur Verpaarung setzt man das Weibchen an einen gut zugänglichen Ort und füttert es. Während das Weibchen am fressen ist, wird das Männchen aus dem Terrarium genommen und von hinten an das Weibchen gehalten. Meistens springt das Männchen problemlos auf den Rücken des Weibchens und beginnt das Weibchen zu stimulieren, indem es mit seinen Fangarmen auf die Flügel des Weibchens trommelt. Während dieser Zeit sollte das Weibchen zur Sicherheit des Männchens möglichst ununterbrochen gefüttert werden. Das Männchen versucht nun mit seinem Abdomen an das des Weibchens anzudocken. Ist das geschafft, dauert die eigentliche Kopulation ca. 5 - 10 Stunden. Nach der Verpaarung legt das Weibchen im Abstand einiger Wochen 5 - 6 Ootheken. Bei Temperaturen um 25 °C schlüpfen aus den Ootheken nach ca. 4 - 8 Wochen kleinste Larven, die sich bis zur ersten Häutung als Ameisen tarnen.

Robin Körner

 

Anlage zu den monatl. Vereinsmitteilungen der Aquarien- u. Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Oktober 2020

Nr. 118