Aplocheilus lineatus

Streifenhechtling

 

Literatur:

DATZ 1984, Seite 278

DATZ 1979, Seite 232

DATZ 1976, Seite 370

DATZ 1975, Seite 234

AM 1981, Seite 724

AM 1977, Seite 6

 

Zur Familie der Eierlegenden Zahnkarpfen, die auch Killifische genannt werden, zählen neben den knall-bunten Prachtkärpflingen der Gattungen Aphyosemion, Chromaphyosemion, Nothobranchius, Roloffia und vielen anderen auch die dezenter gefärbten Hechtlinge. Aplocheilus lineatus ist darunter wohl die bei uns bekannteste Art. Die deutsche Bezeichnung "Streifenhechtling" verdankt diese Art den bei Weibchen und Jungtieren besonders auffallenden Querstreifen.

 

Schon im Jahre 1909 sind die Streifenhechtlinge erstmals aus Indien nach Deutschland eingeführt worden und gehören seitdem zu den aquaristischen Evergreens. Dafür gibt es gute Gründe. Sie haben ein in Form und Farbe ansprechendes Äußeres, sie sind von Natur aus robust konstituiert und lassen sich hinter Glas leicht pflegen und vermehren. Damit erfüllt der Streifenhechtling für die Aquaristik alle Einstellungskriterien. Als Räuber hat der Streifenhechtling schließlich auch noch das gewisse Etwas, welches ihn so interessant macht. Viel anrichten kann er mit seinen 8 bis 9 cm Länge nicht, aber sein Temperament, seine Bewegungen, seine Augen und der Glanz auf seinen Schuppen, das alles unterscheidet ihn im Gesellschaftsbecken von etwa gleich großen Pfleglingen aus anderen Fischgruppen, beispielsweise den Barben, Labyrinthern oder Schmerlen.

 

Am liebsten steht er bewegungslos im oberflächennahen Blattgewirr von Sumatrafarn, flutenden Valisnerien und Schaumkraut und wartet dort auf Fliegen oder auf Herabfallendes aus der Futterdose. Gern bewegt er sich auch, um etwa Konkurrenten zu scheuchen oder Weibchen zu treiben. Wenn er Jungfische jagt, dann ist er "ganz Hecht". Langsam, leise, - zack - und schluck'!

 

Der Streifenhechtling schluckt nach allem, was sich bewegt und allein danach. Auch Trockenfutter nimmt er nur, wenn es gerade heruntergefallen kommt oder es bei einer allgemeinen "Fressorgie" auf der bewegten Wasseroberfläche schwappt. Wasserflöhe sind als Futter zu klein. Trotz seiner großen Augen übersieht er sie einfach. Werden aber Regenwürmer gereicht, so erledigt er die sich aus der Bewältiung dieser langen Futtertiere ergebende Mehrarbeit in eindrucksvoller Weise.

 

Kann sich der Pfleger dieser Fische dazu entschließen, den Pflanzenbewuchs an der Wasseroberfläche ein wenig überhandnehmen zu lassen und ihn vielleicht durch feinfiedrige Pflanzen etwas zu ergänzen, so brauchen wir uns um Nachwuchs nicht zu sorgen. Um den Nachwuchs jedoch vor den kannibalischen Gelüsten seiner Elterntiere zuverlässig schützen zu können, ist es eventuell ratsam, Jungfische mit einem Löffel abzuschöpfen und separat aufzuziehen.

 

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Dezember 1986

Nr. 19

Aufzucht von Killifischen
Foto: Robin Körner

Aufzucht von Killifischen in kleinen Behältern

 

 

Aufgrund der in der Natur regelmäßig vorherrschenden geringen Biotop-größen ist es bei vielen Killifischarten durchaus möglich, diese in Kleinst-behältern aufzuziehen. Bei der Aufzucht nur weniger Individuen ist die Verwendung derartiger Kleinst-behältern sogar besonders praktikabel. Diese Einschätzung wird damit begründet, dass den Pflegeaufwand maßgeblich prägende Wasserwechsel bei einer geringen Behältergröße schnell erledigt sind. Das auch deshalb, weil sich die Kleinstbehälter dazu problemlos umhertragen, auskippen und reinigen lassen.

 

Der Mehraufwand besteht lediglich in einer erhöhten Taktzahl bei den Teilwasserwechseln. Diese sollten ein- bis zweimal pro Tag durchgeführt werden. Bei jedem Teilwasserwechsel sollten zwischen 30 und 50 Prozent des Wassers ausgetauscht werden. Durch Absaugung des auszutauschenden Wassers mit einem dünnen Schlauch kann der Behälterboden gleichzeitig von den Ausscheidungen der Fische sowie von abgestorbenen Artemianauplien befreit werden. Dieses Vorgehen ist für den Erhalt einer ausreichend guten Wasserqualität unumgänglich. Auch in solchen Kleinstbehältern kann das Wohlbefinden der Fische durch den Einsatz von Wasserpflanzen gesteigert werden. Als besonders geeignete Wasserpflanzen sind hier Wasserlinsen, Javamoos, Wasserpest oder Javafarn zu nennen.

 

Man kann in den Aufzuchtbehältern auch ein wenig Torf als Bodengrund verwenden, jedoch erschwert dieser das Absaugen der Exkremente derart, dass ein Austausch des Torfes alle zwei bis drei Tage kaum vermeidbar ist. Vorzugsweise wird jedoch auf die Verwendung eines Bodengrundes verzichtet.

 

In Behältern mit einem Fassungsvermögen von etwa 1,5 Litern lassen sich 10 bis 20 junge Killifische problemlos auf eine abgabebereite Größe heranziehen. Insbesondere bei aggressiveren Arten ist bei Erreichen der Abgabereife jedoch schon bald daran zu denken, die Fische zu separieren. Aufgrund der kleinen Wasservolumina folgen die Wassertemperaturen den nur wenige Wärmegrade schwankenden Raumtemperaturen in vollem Umfang. Für die Fische ergeben sich daraus Temperaturschwankungen, die in etwa denen in der Natur entsprechen und deshalb die Gesundheit der Fische positiv beeinflussen.

 

Robin Körner

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im November 2016

Nr. 102

 

Austrolebias arachan

 

‘Ruta 26, km 13, Arroyo Chuy UYRT 2015-04’

 

Literatur:

Reichert, J. J., Prieto, F. & Salvia, H. 1997. Fächerfische aus Uruguay. DKG-Supplementheft 5;

Loureiro, M. et al. 2004. Austrolebias arachan (Cyprinodontiformes, Rivu-lidae), a new species of annual fish from northeastern Uruguay. Revue Suisse de Zoologie 111 (1): 21-30.

 

Wissenschaftlich beschrieben wurde diese uruguayische Art im Jahre 2004. Der Artname ist eine Bezugnahme auf ihre Verbreitung im Stammesgebiet der Arachané, ein letztlich durch Kolonisation untergegangener indigener Bevölkerungsstamm. Verbreitungsgebiet sind die Flussniederungen rund um die Stadt Melo.

 

Unter diversen Synonymen kam die Art auch schon vor ihrer Erstbeschreibung mehrfach in die Aquarien europäischer Killifischfreunde, die sie jedoch dauerhaft nicht erhalten konnten. Die einzige aktuell noch gepflegte Aufsammlung stammt gemäß o.a. Fundort aus 2015. Dabei wurde mit den Ziffern '04' kein Monat angegeben, sondern eine Nummerierung der auf der Sammelreise aufgesuchten Fangstellen vorgenommen.

 

Vielen eingefleischten Aquarianern dürfte der 'Schwarze Fächerfisch' Austrolebias nigripinnis bekannt sein, und weil dieser bereits 1908 nach Deutschland kam und in keinem besseren Zierfisch-Bestimmungsbuch fehlt, mag man vielleicht vorschnell in der Annahme gehen, dass es sich bei der Gattung Austrolebias um Arten handelt, die zu den 'dankbaren' alten Aquarienfischen zählen. Erkundigt man sich einmal im Kreise langjähriger Killifisch-Liebhaber, wurde der 'Schwarze Fächerfisch' schon von einigen gehalten. Die Erinnerungen an diese Art sind durchweg positiv aber auf Nachfrage nach dem Verbleib der Tiere bekommt man immer wieder zu hören, dass man die Art verloren habe, weil man den richtigen Zeitpunkt zum Aufgießen der Eier einfach verpasst habe. An dieser Stelle werden die Probleme mit Austrolebias arachan aber noch einmal größer, und zwar deshalb, weil der richtige Aufgusszeitpunkt nicht allein eine Frage der richtigen Inkubationsdauer für die Eier ist, sondern weil er auch eine Frage der richtigen Jahreszeit und der damit in der Region Melo einhergehenden Temperaturunterschiede ist. Die Klimatabelle von Melo nennt monatliche Durchschnittstemperaturen zwischen 7 °C und 18 °C zur Kernzeit des wasserführenden Winters. Für die Kernzeit des Sommers, in denen die Gewässer von Austrolebias arachan für etwa 8 bis 12 Wochen trockenfallen, werden hingegen Durchschnittstemperaturen zwischen 17 und 29 °C gemessen. Das ist eine Temperaturspreizung, wie wir sie in unseren Häusern und Wohnungen nur schwer realisieren können. In Unkenntnis dieses jahreszeitlich geprägten Fortpflanzungszyklus ist es eine Frage der Zeit, bis man mit der Aufzucht in eine ungünstige Jahreszeit hineindriftet und die Art wieder verliert.

 

Die Aufzucht der Jungfische ist bei Austrolebias arachan, wie bei den meisten anderen Arten dieser Gattung, einfach oder zumindest unproblematisch. Auch wenn es Liebhabern der südamerikanischen annuellen Killifische eine Selbstverständlichkeit ist, soll an dieser Stelle einmal mehr erwähnt sein, dass es für eine erfolgreiche Aufzucht dieser Fische einer großen Menge guten Tümpelfutters bedarf. Zum Schlupf der Eier geeignetes Wasser weist eine elektrische Leitfähigkeit von vorzugsweise unter 80 µS/cm auf und ist im einfachsten Fall ein in sauberen Gefäßen aufgefangenes Regenwasser.

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und. Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Januar 2023

Nr. 122

Austrolebias elongatus 'General Lavalle AR2015'

Gestreckter Fächerfisch

 

Literatur:

Mergus Aquarien-Atlas

Band 3, S. 491

Die Welt der Killifische, Klaus Breitfeld, S. 163

 

Jahrzehnte fristeten die südamerikani-schen Bodenlaicher ein Randgruppen-dasein. Ganz aktuell deutet jedoch einiges darauf hin, dass sich die SAA 'South American Annuals' immer größer werdender Beliebt­heit er­freuen. Ein Anzeichen dafür ist beispielsweise der Umstand, dass in dieser Zeit sogar die größer als 10 cm werdenden Arten, so auch der bis zu 20 cm groß werdende Austrolebias elongatus, beschaffbar sind.

 

Da bereits die kleinen Austrolebias-Arten für ihre Gefräßigkeit und ihre Unverträglichkeit gegen­über Artge­nossen und artfremden Fischen bekannt sind, ist bereits die Vorstellung eines solchen Fisches mit einer Kör­perlänge von 15 cm und darüber für so manchen Aquarianer abschreckend. Sein urig-archaisches Aussehen und seine oliv-grüne bis grau-braune düstere Färbung machen ihn da auch nicht gerade attraktiver, so dass es bei oberflächlicher Betrachtung keine Gründe zu geben scheint, die für die Anschaffung einer solchen Art sprechen.

 

Beschäftigt man sich mit dieser Art jedoch eingehender, so fällt auf, sie es in ihrer Heimat, in der atlanti­schen Tiefebene Zentral-Argentiniens mit durchaus niedrigen Temperaturen zu tun hat und sie deshalb eine gute Kältetoleranz aufweist. Diese Eigenschaft macht diese Fische schließ­lich doch noch interessant, weil sie damit nämlich für die Freilandhaltung in Garten, auf Balkon und Terrasse geeignet ist. Für die Unterbringung sind neben Teichschalen insbesondere 120-Liter-Mörtelkübel geradezu prädestiniert. Im Freiland gehaltene Tiere sind dann sogar überra­schend friedlich und entwickeln sich um ein Vielfaches besser als im Aquarium. Die Eier dieser Arten können im März in einem Zimmer-Aquarium aufgegossen werden, die Jungtiere dann in der zweiten Aprilhälfte in einige im Freiland geschützt aufgestellte Kunststoffwannen umgesetzt und schließlich im Mai-Juni in Mörtelkübel überführt werden. Zur Vermeidung zu starker Tempe­raturschwan­kungen sollten die Mörtelkübel eingegraben oder verkleidet werden. Bei guter Fütte­rung beginnen die Tiere im Juli/August geschlechtsreif zu werden. Zu dieser Zeit sollte man den Tieren dann 4 – 5 Liter fassende Ablaichgefäße in ihre Mörtelkübel hineinstellen. Als Laichsub­strat eignet sich neben dem Hochmoortorf auch der handelsverfügbare Kokostorf. Dieser ist je­doch vor dem Erstgebrauch gründlich zu wässern und mit einer Schichtdicke von wenigstens 15 cm in die Ablaichgefäße einzubringen.

 

Als Futter für die Alttiere bieten sich Regenwürmer, Mückenlarven und kleine Fische an. Eine gute Kübelbe­pflanzung kann einer Gruppe ausgewachsener Kaudis Schutz bieten, so dass dann deren Nachwuchs als Zusatzfutter an die räuberischen Killifische abfällt. Die in den Torfansätzen vorhandenen Eier benötigen bei Temperaturen um die 15 °C herum eine Entwicklungszeit von etwa 6-8 Monaten. Die Überwinterung der Alttiere ist bei Temperaturen von etwa 10 °C möglich. Im darauffolgenden Frühjahr ansteigende Temperaturen lassen die Fische jedoch schnell hinfällig werden.

Robin Körner

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im November 2018

Nr. 112

Austrolebias nigripinnis

'del Molino'

Schwarzer Fächerfisch

 

Literatur:

Mergus Bd. 1, S. 552

Die Welt der Killifische, Klaus Breitfeld, S. 143, 144

 

Der Fundort dieses Schwarzen Fächerfisches liegt im südlichen Uruguay an der Ruta 21 zwischen Balneario Zagarzazu und Carmelo. Dort hat er sich als soge-nannter Saisonfisch Lebensräumen angepasst, in denen die Gewässer von Zeit zu Zeit austrocknen und sich nach Regenperioden temporär wieder mit Wasser füllen. Auf derartige Lebensräume hat sich dieser Fisch so sehr spezialisiert, dass er nicht mehr in der Lage ist, sich in ganzjährig gleichmäßig Wasser führenden Gewässern zu vermehren.

 

Es sind keine Fische für irgendwelche Gesellschaftsbecken. Geeignet ist beispielsweise ein kleines unbeheiztes und filterloses 10- bis 20-Liter-Becken. Diese Art ist jedoch so temperamentvoll, dass immer nur ein einziges Männchen mit einem oder mehreren Weibchen zusammen gehalten werden kann. Die Einrichtung kann aus Torffasern und Moorkienholz bestehen. Als Bepflanzung eignen sich der schwimmende Wasserhornfarn und Javamoos. Lebendfutter ist unverzichtbar. Egal ob groß, beispielsweise Regenwurmstücke, oder klein, beispielsweise Hüpferlinge. Mückenlarven aus Regenfässern und dergleichen sind das Allerbeste. Auf Torf und/oder Laub abgestandenes und unbelastetes Regenwasser ist bei diesen Fischen das Maß aller Dinge. Zur Vermehrung der Fische braucht man einen aus Torf oder Kokosfasern bestehenden Bodengrund nur alle paar Monate trocken zu legen, dann beginnen sich viele bis dahin in den Bodengrund gelegte Eier gemeinsam zu entwickeln.

 

Zur Entwicklung genügt den Eiern eine kaum noch wahrnehmbare Restfeuchte. Die Lagerungstemperatur sollte wenigstens 18 °C, besser 20 - 24 °C betragen. Vorzugsweise sollte 3 bis 6 Monate nach Trockenlegung mit frischem Regenwasser, temperiert auf 20 - 23°C, aufgegossen werden. Für den Aufguss gut geeignet ist Regenwasser, das bei anhaltendem Regen zusammen mit einigen Laubblättern in einer Kunststoffwanne aufgefangen wurde. Zink- oder Kupferionen aus Dachrinnen, Gerbsäuren aus Eichenholzfässern oder Faulbakterien aus schlammigen Bodensätzen führen zum Misserfolg.

 

Wenn die Brut in den ersten 2 bis 3 Stunden nach dem Aufguss nicht oder nur teilweise schlüpft, sollte der Ansatz unverzüglich wieder trockengelegt werden. Längere Verweilzeiten im Wasser lassen die Jungfische in den Eihüllen absterben, weil dort die atmosphärische Sauerstoffzufuhr an die Eihüllen unterbrochen ist. Das zwei- bis dreistündige Wässern des Torfansatzes simuliert einen kräftigen Gewitterguss mit kurzzeitiger Bildung von Pfützen, deren Wasserinhalte vollständig aufzusaugen, das ausgetrocknete Erdreich erst nach 2 bis 3 Stunden zu schaffen vermag. Als Vorbote der kühleren Regenzeit kündigt der Gewitterguss den in den Eihüllen wartenden Jungfischen für die nachfolgenden Tage und Wochen weitere Regenfälle an, welche ausgetrocknete Geländesenken nach und nach mit Wasser wieder zu füllen vermögen. Ein abermaliges Aufgießen des Ansatzes kann somit bereits nach wenigen Tagen versucht werden. Da die Jungfischchen bereits nach ein bis zwei Tagen Artemia-Nauplien bewältigen können, ist die Aufzucht eher einfach.

 

Der Torf muss ungedüngt, also naturbelassen sein. Ich besorge mir ganze Torfsoden, von denen ich dann wenige Teilstücke in einem Eimer mit Wasser einweiche und dann klein knete. Sinkt der zerkleinerte Torf dann zu großen Teilen ab, wird er solange gespült, bis nur noch die schnell absinkende Grobfraktion mit einem hohen Faseranteil zurück bleibt.

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e. V.  im Juni 2017

Nr. 105

Fundulopanchax amieti

Amiets Prachtkärpfling

 

Literatur:

DATZ 1978, Seite 217

 

Als die "Stiefkinder  der Aquaristik" könnte man sie wohl bezeichnen, die sogenannten Eierlegenden Zahnkarp-fen oder auch Killifische. Zwar dürfen sie auf keinem Zierfischkalender und keiner Aquarienausstellung fehlen, aber ihre Präsentation könnte unterschiedlicher wohl kaum sein! Auf den Kalenderbildern im Glanze der herrlichsten Farben, in den Ausstellungsbecken jedoch fast unsichtbar. Der Laie geht achtlos vorüber und der betagte Aquarianer schüttelt sein greises Haupt und denkt sich, sie seien doch nur etwas für Spezialisten.

 

Ein ehemaliges Vereinsmitglied, ein sogenannter "Killifischfreund" überfüllte seine Aquarien nicht nach den üblichen Anleitungen mit Torfmaterialien, sondern richtete seine Becken mit Sand, Pflanzen und klarem Wasser ein, so wie man es beispielsweise für Barben und Salmler macht. Seine Aphyosemion splendopleure, seine Kap Lopez und andere Arten waren immer zu sehen und fühlten sich sichtlich wohl. Das lag natürlich auch an dem guten Lebendfutter, das er ihnen servierte. Damals gab es solches Lebendfutter noch im Oldenburger Stadtteil Kreyenbrück zu fangen. Es kamen so immer einige junge Killifische durch, wenigstens genug, um den Bestand zu sichern.

 

Killifischfreunde sind, wie alle Spezialisten in der Aquaristik, auf Zusammenarbeit mit ihresgleichen angewiesen, denn der Austausch von Zuchttieren und Erfahrungen ist auf lokaler Ebene dauerhaft nicht zu schaffen. So haben sich die Killifischfreunde schon vor Jahren zur DKG, der Deutschen Killifisch Gemeinschaft, formiert. Auf Einladung der Wilhelmshavener Aquarienfreunde, deren Stadt eine Hochburg für die sogenannten "Killianer" ist, hatten einige Mitglieder unseres Vereins vor zwei Jahren an einer DKG-Tagung der "Regionalgruppe Nord" teilgenommen. Neben den Vorträgen und einer Tauschbörse ist vor allem aber in Erinnerung geblieben, daß die DKG eine große Anzahl junger aktiver Mitglieder hat. Bei anderen aquaristischen Vereinigungen ist eine solch große Anzahl junger Mitglieder eine Seltenheit, nicht so bei der DKG. Der Grund dafür liegt darin, dass die meisten typischen Killifische sogenannte Saisonfische sind, die in kleinsten Gewässern wie Pfützen und Wagenspuren leben und sie deshalb auch in kleinen Becken gepflegt werden können, deren geringer Stellflächenverbrauch insbesondere für junge Menschen attraktiv ist.

 

Zwar werden die Saisonfische kaum einmal älter als 1 bis 2 Jahre, dafür aber lassen sie sich leicht nachzüchten, zumindest dann, wenn man weiß wie. Denn die Zucht bringt auch Probleme mit sich, beispielsweise die Wasserqualität, die Fütterung oder das Sozialverhalten der Fische betreffend. Damit sind Saisonfische etwas für Leute, die wenig Platz, aber großes ichthylogisches Einfühlungsvermögen haben, gut beobachten können und die Mühen der Lebendfutterbeschaffung nicht scheuen. Mit der überwältigenden Leuchtkraft ihrer Farben sind die Killifische ein Beispiel für Lebenskraft und Anpassungsfähigkeit, mit denen es die Natur geschafft hat, auch die temporären Wasseransammlungen unserer Erde mit Fischen zu besiedeln.

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Januar 1989

Nr. 44

Fundulopanchax gardneri "Akamba"

Stahlblauer Prachtkärpfling

 

Literatur:

DATZ 80, Seite 158

DATZ 87, Seite 348

AM 86, Seite455

TI 84, Nr. 66, Seite 12

 

Als wir im November wieder einmal zu Gast bei den Killifischfreunden in Walsrode waren, bringt man sich natürlich gerne etwas mit, zum Beispiel Fundulopanchax gardneri mit der Fundortbezeichnung "Akamba". Durch Weitergabe dieser Fundortangabe ist der Killifischfreund  bei seiner "Züchterehre" geradezu verpflichtet, diese Population mit keiner anderen Population von F. gardneri zu verpaaren. Artenschutz ist hier also angesagt.

 

Guten Mutes wurde eines von dieser Art erworbenes Trio in ein etwa 20 Liter fassendes Becken gesetzt, bei 23 °C, einem pH-Wert von 6,5, mit einer dünnen Sandschicht, Fasertorf und einem Bult Javamoos. Gefüttert wurde mit gefrosteten Roten Mückenlarven und lebenden, mindestens 10 Tage lang gewässerten Tubifex. Die Killis fühlten sich sichtlich wohl, nährten sich redlich und kamen schon bald in Ablaichstimmung. Leider hatten die beiden Weibchen nicht die gleichen Chancen bei ihrem Männchen, da aber keine Unterdrückung zu beobachten war, wurde es zunächst einmal bei der bisherigen Ordnung belassen. Nach 4 bis 5 Tagen kam es bei einem der Weibchen dann aber doch zu Flossenschäden, so dass dieses Tier separiert werden musste. Von nun an war das verbliebene Paar nur noch auf Fortpflanzung und Nahrungsaufnahme bedacht. Nach einer weiteren Woche wurde dem Geflitter durch Umsetzen und Trennen des Paares ein vorläufiges Ende gesetzt. Etwa 3 Wochen nach dem Tag in Walsrode schwamm der erste Jungfisch frei. In der Folge wurden es immer mehr und da sofort Artemianauplien gereicht wurden, wuchsen sie zügig heran. Nach weiteren zwei Wochen waren dann gut 20 Jungfische zwischen 8 und 20 Millimetern Länge zu zählen. Um kanibalischen Gelüsten der größeren Geschwistertiere vorzubeugen, wurde zur Deckung für die Kleineren sicherheitshalber Torf und Javamoos im Becken belassen und die Speisekarte mit zerkleinerten Tubifex erweitert.

 

Die Vermehrung gelang ohne Probleme und es stellte sich wieder einmal die altbekannte Frage nach dem Verbleib mit den vielen Fischen. Gleichwohl, - hin und wider sind die Mühen der Nachzucht einfach auf sich zu nehmen, da sie dem aufmerksamen Aquarianer Einsichten und Erfolgserlebnisse bescheren, deren Werte über den Wert der Freude an schönen bunten Fischen weit hinausgehen. Und dann kann er mitreden, - unter Vereinsfreunden auch von eigenen Erfahrungen berichten. Vielleicht ist es diese Form sozialer Kontakte, welche den Sinn eines Aquarienvereins schließlich ausmacht.

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatllichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Januar 1990

Nr. 56

Jordanella floridae

Floridakärpfling

 

Literatur:

DATZ 1980, Seite 366

AM 1978, Seite 240

Mergus I, Seite 564

 

Wenn von Killifischen die Rede ist, denken wir zunächst an die bunten, schlanken und kurzlebigen Saisonfische aus dem tropischen Afrika, insbesondere an die vielen Aphyosemion-, Chromaphyosemion-, Nothobranchius- und Roloffia-Arten sowie an die mit ihnen verwandten Rivulus- und Fundulopanchax-Arten aus Südamerika und Asien. Der Floridakärpfling gehört ebenfalls zu dieser weitverzweigten Arten-Gruppe, deren Mitglieder als Eierlegende Zahnkarpfen bezeichnet werden. Allerdings unterscheidet sich der Floridakärpfling in seiner Lebensweise und im Körperbau von den meisten seiner Verwandten beträchtlich. Da er nicht in flachen Pfützen vorkommt, sondern sich in nicht trockenfallenden Tümpeln und Fließgewässern aufhält, kann er sich seine hochrückige Körperform erlauben und er kann auch älter werden als seine Verwandten aus temporären Gewässern. Der Floridakärpfling ist in Florida und in den Küstenregionen am Golf von Mexiko bis hinunter zur mexikanischen Halbinsel Yucatán beheimatet, wo gleich hinter dem Strand der Karibik die Wildnis des Regenwaldes beginnt.

 

Obwohl der Floridakärpfling erstmalig schon im Jahre 1914 nach Deutschland eingeführt wurde und er sich seither in seinen Ansprüchen an Wasserwerte, Temperatur und Schwimmraum immer recht bescheiden gegeben hat, sieht man ihn bei uns doch recht selten. Das Leitungswasser unserer Region und Temperaturen zwischen 18 °C und 24 °C sind ihm bereits recht. Der in der Literatur zu findenden Aussage, dass die Zucht auch in kleinen Becken gelinge, sollte man allerdings nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Er nimmt zwar problemlos Flockenfutter an, für sein Wohlbefinden und für die Fortpflanzung unabdingbar ist jedoch pflanzliche Kost und nahrhaftes Tümpelfutter. Das Becken sollte dicht bepflanzt sein, weil die Männchen untereinander und auch gegenüber ihren Weibchen recht ruppig sind. Das aus gutem Grund, denn das erfolgreiche Nachziehen dieser Art verlangt es dem Männchen ab, dass es nach dem Laichakt schnell einschreitet, um den Laich vor dem Appetit des Weibchens zu schützen. Mindestens die Hälfte des Laiches verpilzt ohnehin und der Brutpflegetrieb des Männchens lässt zu wünschen übrig. Meistens bleibt es bei einer reinen Revierverteidigung und Jungfische wachsen nur dann auf,  wenn sie sich in einem für die Altfische undurchdringlichen Pflanzengewirr verstecken können. Für eine effiziente Vermehrung müsste man die Alttiere alle paar Tage in ein anderes Becken umsetzen.

 

Das Anfertigen ansprechender Fotos ist bei den Floridakärpflingen übrigens nicht so einfach, weil die Tiere bei Störungen schnell im Pflanzendickicht Deckung suchen und sie bei einer Entnahme des Pflanzendickichts schnell ihre Farben verlieren.

 

In unseren Fachzeitschriften wird immer wieder von anhaltenden Misserfolgen berichtet. Insbesondere wird dort aber mit dem Ruf aufgeräumt, die Männchen würden eine aufopfernde Brutpflege betreiben. Somit stellt der Floridakärpfling für den Aquarianer durchaus eine kleine Herausforderung dar.

 

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Februar 1992

Nr. 81

Nothobranchius kadleci

'Nhamatanda MZCS 11/430'

 

Literatur:

Zootaxa 2332, Seite 49-60, Nothobranchius kadleci (Cyprinodontiformes: Nothobran-chiidae), a new species of annual killifish from central Mozambique, Martin Reichard

 

Eingeführt wurde dieser Fisch als rote Farbmorphe von Nothobranchius furzeri. Diese Zuordnung wurde wegen deutlich erkenn-barer Unterschiede aber schon bald wieder aufgegeben und die Tiere wurden lange Zeit als Nothobranchius spec. aff. furzeri geführt. Erst im Jahre 2010 beschrieb ihn Reichard als Nothobranchius kadleci. Die Typlokalität liegt in der mosambikanischen Provinz Sofala und ist ein durch Regenwasser gespeistes Habitat, welches ohne Anbindung an ein größeres Flusssystem ist.

 

Zu größerer aquaristischer Verbreitung gelangte Nothobranchius kadleci bisher noch nie. Das liegt aber nicht an einer mangelnden Attraktivität. Vielmehr sind es eine ganze Reihe von Problemen, wie die Aggressivität der Männchen, dem deutlichen Männchenüberschuss, der Lebenserwartung von nur 4 - 5 Monaten sowie die Empfindlichkeit der Eier gegen Verpilzen. Zusammen mit N. furzeri stellt N. kadleci das weltweit kurzlebigste Wirbeltier dar, welches bei Temperaturen von 30 - 35 °C und reichhaltiger Fütterung bereits im Alter von nur 15 Tagen mit dem Laichen beginnen kann. Lediglich der Standardisierung zur Folge ist es Nothobranchius furzeri, der als Modellorganismus in der Alternsforschung eingesetzt wird.

 

Die Art benötigt Mengen an Lebendfutter, 30 - 50 %ige Wasserwechsel mehrmals wöchentlich und Ver-stecke für die Weibchen, damit sie sich einem stark treibenden Männchen entziehen können. Die Haltung erfolgt beispielsweise in einer Gruppe aus einem Männchen und 2 bis 3 Weibchen, die ganz komfortabel in einem 20-Liter-Becken Platz findet. Die täglich in den weichen Bodengrund abgelegten Eier werden nach Wochen samt ihrem Bodengrund entwässert, auf Erdfeuchte nachgetrocknet und in Kunststoffbeuteln inkubiert. Bei Temperaturen von 22 - 24 °C sind die Eier nach 3 - 4 Monaten schlupfreif. Zum Schlupf werden sie mit weichem und sauerstoffreichem Wasser von 16 - 18 °C aufgegossen. Die Jungfische schlüpfen bereits nach 2 bis 3 Stunden, sind etwa 5 mm groß und fressen direkt nach dem Freischwimmen Artemianauplien. Die Aufzuchttemperatur sollte bei 22 - 24 °C liegen. Bei höheren Temperaturen ist die Aufzucht aufgrund des höheren Stoffwechsels sehr arbeitsintensiv. In jedem Falle sollten die Jungtiere mehrmals täglich gefüttert werden. Bereits nach einer Woche werden Grindal sowie gesiebte Wasserflöhe und Mückenlarven genommen. Trotzdem empfiehlt es sich, zusätzlich auch noch mit Artemianauplien zu füttern, um so den langsamer wachsenden Weibchen die Möglichkeit zu geben, mehr Futter aufnehmen zu können. Nach etwa 4 Wochen beginnen sich die Männchen einzufärben und nach einer weiteren Woche beginnen die Männchen teils heftige Revierkämpfe auszutragen. Nun ist es an der Zeit, die Männchen zu vereinzeln, so dass sie ihre Energie ins Wachstum stecken. Für den Erhalt kräftiger und ausdauernder Tiere ist es ratsam, wenn man die Geschlechter erst in einem Alter von 2 bis 2 1/2 Monaten zusammensetzt.

Robin Körner

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im November 2019

Nr. 116

Nothobranchius rachovii 'Beira 98'

Rachows Prachtgrundkärpfling

 

Literatur:

Mergus Aquarien-Atlas Band 1,

Seite 570;

Die Welt der Killifische, Klaus Breitfeld, Seite 123

 

Dieser annuelle Killifisch wurde erstmals 1958 aus dem afrikanischen Mosambik bei uns eingeführt. Aus seinem Fundort sind die Zuchtformen 'orange'; 'albino' und 'AS red' hervorgegangen. Neben den Tieren mit der Fundortbezeichnung 'Beira 98' existieren in der Aquaristik auch noch Tiere mit der Fundortbezeichnung 'Buzi River', die jedoch ein anderes Farbkleid als 'Beira 98' haben.

 

Die Haltung dieser Art ist einfach, jedoch wird ständig kräftiges Lebendfutter, wie beispielsweise Mückenlarven, Enchyträen, Tubifex, Grindal oder kleinste Regenwürmer benötigt. Alte Aquarienstämme lassen sich mittlerweile auch mit Frost- oder Trockenfutter füttern. Jedoch sollte das nur eine Notlösung sein, da die Weibchen bei andauernder Fütterung mit Frost- oder Trockenfutter schon bald keinen Laich mehr ansetzen.

 

Die Wassertemperatur sollte 20 °C bis 22 °C nicht dauerhaft übersteigen, da höhere Temperaturen die ohnehin schon recht kurzlebigen Fische noch schneller altern lassen. In der Natur kommen Nothobranchius-Arten in sich stetig verändernden Milieus vor. Zum Einsetzen der Regenzeit, wenn kleine Senken und Tümpel sich mit Wasser füllen, findet sich darin weiches Wasser mit einem leicht sauren pH-Wert. Im Laufe der Zeit aber lösen sich aus den zumeist lehmigen Gewässerböden immer mehr Härtebildner, so dass das Wasser kontinuierlich härter wird.

 

Bei einer Temperatur von etwa 24 °C sind die Eier nach 3 bis 4 Monaten schlupfreif. Nun wird mit einem weichen und sauerstoffreichen Wasser, vorzugsweise mit Regenwasser, temperiert auf etwa 18 °C bis 20 °C, aufgegossen. Die Jungfische schlüpfen nach etwa 4 bis 5 Stunden. Einige Stängel Wasserpest dienen den Jungfischen als Unterstände und tragen somit zur Stressreduzierung bei. Die Fischbrut ist mit 2 bis 3 mm Länge recht klein und benötigt die ersten 3 bis 4 Tage entsprechend kleines Futter. Da die Jungfische die erste Woche empfindlich auf Stress und Wasserwechsel reagieren sollte täglich zweimal etwa 10% des Wassers gewechselt und die Jungfische erst nach einer Woche in ein größeres Behältnis umgesetzt werden. Mit den täglichen Wasserwechseln kann das Wasser allmählich aufgehärtet werden, beispielsweise mit einem Mineralsalz, welches eigentlich für Malawisee-Becken gedacht ist. Je nach Temperatur lassen sich nach 5 bis 6 Wochen die ersten Männchen anhand sich färbender Rücken- und Afterflossen erkennen. Einige Tiere geben sich erst nach zwei Monaten zu erkennen. Diese sogenannten Spätmännchen können am Ende bedeutend größer und schöner werden als diejenigen Männchen, die sich bereits früh zu erkennen gegeben haben. Bei guter Nahrungsversorgung laichen die Tiere täglich ab. Da die Männchen gegenüber ihren Weibchen recht friedlich sind, ist die Haltung dieser Tiere in einer Gruppe möglich. Bei der Auswahl des Laichsubstrates ist diese Art wenig wählerisch. Besonders geeignete Laichsubstrate sind jedoch Kokos- und Torfsubstrate.

Robin Körner

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Februar 2018

Nr. 109

Ophthalmolebias constanciae

'Barra de São João'

Constanzes Fächerfisch

 

Literatur:

Mergus Aquarien-Atlas

Band 5, Seite 513

Amazonas Nr. 62, Seite 18/19

Die Welt der Killifische, Klaus Breitfeld, S. 162/163

 

Der Fundort dieses brasilianischen Fächerfisches ist 'Barra de São João', eine Verwaltungseinheit an der Atlantikküste östlich von Rio de Janeiro. Das Biotop, welches dort ohnehin schon recht ungünstig in einem Wohngebiet gelegen war, soll schließlich wirtschaftlichen Interessen im Rahmen der WM 2014 zum Opfer gefallen sein. Seither wird die Form 'Barra de São João' von nur wenigen Aquarianern vor dem endgültigen Aussterben bewahrt.

 

Es ist bekannt, dass der metallische Glanz von gold-grün-blau schillernden Flossen nicht auf echten Farben, sondern auf Lichtbrechungseffekten basiert. Diese sind mit der Kamera nur schwer einzufangen, haben aber in natura auf das menschliche Auge eine faszinierende Wirkung. - Diese Art kann bis zu 7 cm groß und bis zu 2 Jahre alt werden. Da die Männchen untereinander recht unverträglich sind und ihre Weibchen stark treiben, sollte immer nur ein Männchen mit mehreren Weibchen zusammengehalten werden. Zur Hälterung ist ein unbeheiztes und filterloses 20-Liter-Becken völlig ausreichend. Die Einrichtung kann aus Torffasern und Wurzelholz bestehen. Als Bepflanzung eignen sich der schwimmende Wasserhornfarn und Javamoos besonders gut. Als Futter ist, wie bei allen südamerikanischen Annuellen, lebendes Futter unverzichtbar.

 

Zur Vermehrung dieser Art geeignete Laichsubstrate sind Torf- und Kokossubstrate, zu deren Herstellung von Hand zerkleinerte Kokosbriketts oder Torfsoden solange gespült werden, bis nur noch die schnell absinkende Grobfraktion zurück bleibt. Das Becken wird vorzugsweise vollflächig mit einer etwa 5 cm hohen Schicht eines solchen Laichsubstrates ausgestattet und mit weichem Wasser aufgefüllt. Das Laichsubstrat braucht man zwar nur alle paar Monate trocken zu legen, es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass sich in den unteren Substratschichten keine anaeroben Fäulnisprozesse einstellen. Erst nach Trockenlegung beginnen sich alle bis dahin gelegten Eier gemeinsam zu entwickeln. Bei einer im Torf noch gut fühlbaren Restfeuchte genügt den Eiern für ihre Entwicklung eine Lagerungstemperatur zwischen 18 und 24°C.

 

Je nach Temperatur kann erstmalig nach 3 bis 4 Monaten mit einem 20 bis 22 °C kühlen Regenwasser, destillierten Wasser oder Osmosewasser aufgegossen werden. Wenn die Brut nicht oder nur teilweise binnen 2 bis 3 Stunden nach Aufguss schlüpft, ist das Laichsubstrat baldmöglichst wieder trockenzulegen. Geschlüpfte Jungfische können anfänglich noch nicht frei schwimmen. Zum Befüllen ihrer Schwimmblasen bedarf es einer Anstrengung, der die Jungfische nur dann gewachsen sind, wenn sie nicht all zu sehr mit dem osmotischen Druckausgleich belastet sind. Deshalb sollte das Wasser wenige Stunden nach dem Schlupf auf 300 bis 400 µS/cm aufgehärtet werden. In der Folge ist ein Großteil der Jungfische binnen weniger Stunden in der Lage, seine Schwimmblasen mit Luft zu füllen. Da die Jungfische sogleich frisch geschlüpfte Nauplien von Artemia cf. persimilis bewältigen können, ist ihre Aufzucht unproblematisch.

 

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e. V.  im Juni 2018

Nr. 111

Papiliolebias francescae

'La Fiada BP 2019-11'

 

Literatur:

Valdesalici, S. & Brousseau, R. 2014. A new Papiliolebias species (Teleostei: Cyprinodontiformes: Rivulidae) from Bolivian Ama-zon. aqua. International Journal of Ichthyology 20 (3): 117-122;

 

Valdesalici, S, Nielsen, D.T.B., Brousseau, R. & Phunkner, J. 2016. Papiliolebias habluetzeli (Cyprinodontiformes: Cynole-biidae) a new miniature annual fish from the upper Rio Mamoré basin, Bolivia. aqua. International Journal of Ichthyology 22 (4): 155-164.

 

Beschrieben und erstmals nach Europa eingeführt wurde diese bolivianische Art im Jahre 2014. Im Jahre 2019 wurde sie ein weiteres Mal eingeführt und im Jahre 2020 vom Autor dieses Berichtes erstmalig aus Eiern der Wildfangtiere von 2019 aufgezogen.

 

Wie so viele annuelle Killifische wird auch diese außerordentlich prachtvolle Art in der Aquaristik damit zu kämpfen haben, dass sie abwechslungsreiches Lebendfutter benötigt und ihre Vermehrungsstrategie nicht in die Arbeitsweisen großer Fischzüchtereien passt. Diese Art ist verglichen mit anderen annuellen Arten recht ausdauernd und stellt keine besonderen Ansprüche an das Wasser. Als sogenannter 'Bodenpflüger' benötigt sie nur wenig Laichsubstrat, schließlich taucht diese Art beim Ablaichen nicht in das Laichsubstrat ein, sondern pflügt über das Laichsubstrat hinweg. Somit reicht es völlig aus, den Tieren als Laichsubstrat eine dünne Schicht aus Hochmoor- oder Kokostorf anzubieten. Aber die regelmäßige Beschaffung abwechslungsreichen Lebendfutters und die Bereitstellung eines Beckens mit organischem Bodengrund sind Dinge, die dem Selbstverständnis des durchschnittlichen Aquarianers regelmäßig zuwider laufen.

 

Obwohl es von Cichliden und Labyrinthern hinlänglich bekannt ist, dass die Vergesellschaftung mehrerer Männchen miteinander kaum möglich ist, nehmen viele Aquarianer etwas überrascht zur Kenntnis, dass das bei den annuellen Killifischen nicht anders ist. Und obwohl viele Aquarienbewohner bereits nach 1 - 3 Jahren das Zeitliche segnen, wird so getan, als würde die Lebenserwartung eines annuellen Killifisches in jedem Falle zu kurz sein, um an ihm auch längerfristig Freude haben zu können. Aber diese nur knapp 4 cm groß werdende Art kann unter guten Bedingungen auch eineinhalb Jahre alt werden.

 

Die bei guter Fütterung täglich laichenden Tiere legen unzählige Eier mit einem Durchmesser von nur 0,8 mm. Nach einer Trockenzeit von 6 - 8 Monaten und Temperaturen zwischen 22 und 26 °C haben sich in den Eiern schlupfreife Jungfische entwickelt, die auf Regen warten. Dieser wird durch Aufgießen der Eier mit einem mineralarmen Wasser simuliert. Nach bereits 2 Stunden beginnen die Jungfische zu schlüpfen. Diese sind verglichen mit denen vieler anderer annueller Arten vergleichsweise klein und benötigen etwa 10 Tage lang Infusorien, bevor sie die erste Artemia-Nauplie bewältigen können. Neben täglichen Wasserwechseln mit langsamem Eintropfen des Frischwassers im Zwei-Sekundentakt, ist abwechslungsreiches Lebendfutter mit schwarzen Mückenlarven unverzichtbar. Tageslicht und eine Zugabe von Iod sind mögliche Erfordernisse zur Vermeidung von späten Bauchrutschern, Oodinium und Kiemenanomalien. Die bereits nach 8 Wochen voll ausgefärbten Männchen lassen die arbeitsintensive Aufzucht aber schnell vergessen.

 

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und. Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im August 2020

Nr. 117

Papiliolebias habluetzeli

‘Trinidad BP 2019-06’

Moxos-Kärpfling

 

Literatur:

DATZ März 2012, Seiten 62 - 65

 

Valdesalici, S., Nielsen, D.T.B., Brous-seau, R. & Phunkner, J. 2016. Papiliole-bias habluetzeli (Cyprinodontiformes: Cynolebiidae) a new miniature annual fish from the upper Rio Mamoré basin, Bolivia. aqua. International Journal of Ichthyology 22 (4): 155-164.

 

Erstmals gefangen wurde diese in der Tiefebene ‚Llanos de Moxos‘ beheimatete Art von bolivianischen Wissenschaftlern. Dann im Jahre 2007 gelangten diese Fische durch Robert Guggenbühl erstmals nach Europa. Allerdings konnte er sie nicht in der Aquaristik verbreiten und schon bald verlor er sie wieder. Im Jahre 2010 wurde die P. habluetzeli dann von dem Schweizer Biologen Pascal I. Hablützel gefangen. In den Jahren 2013 und 2015 wurde die Art weitere Male eingeführt, bis sie schließlich im Jahre 2016 wissenschaftlich beschrieben und zu Ehren des Schweizer Biologen benannt wurde. Leider ging die Art der Aquaristik abermals verloren. Erst mit einer Aufsammlung durch den Briten Jurij Phunkner im Jahre 2019 konnte mit dieser Art schließlich in deutsch-französischer Zusammenarbeit beim Autor dieses Berichtes ein sicherer Bestand aufgebaut werden. Dieser geschichtliche Abriss lässt bereits erahnen, dass bei der Vermehrung dieser Art mit einigen Schwierigkeiten zu rechnen ist.

 

Im Rahmen dieses Formates wurde bereits im August 2020 über die Schwesterart Papiliolebias francescae berichtet. Da diese beiden Arten viele Gemeinsamkeiten haben, soll dieser Bericht nun die Besonderheiten beleuchten, die der Moxos-Kärpfling in Bezug auf seine Schwesterart hat.

 

Die Tiefebene ‚Llanos de Moxos‘ ist eine ausgedehnte Überschwemmungssavanne im nördlichen Tiefland von Bolivien, wo man auch in der Trockenzeit noch Wasser finden kann. Laut ‚Hablützel‘ scheint die Art jedoch wenig ausdauernd zu sein und konnte bisher nur in der ersten Hälfte der Regenzeit gefunden werden. Im Aquarium hingegen hat es nicht den Anschein, als sei diese höchstens 4 cm lang werdende Art nennenswert kurzlebiger als die anderen Papiliolebias-Arten. Allerdings scheint die Art recht produktiv zu sein und die massenhaft gelegten Eier, die einen Durchmesser von nur 0,7 mm haben, entwickeln sich vergleichsweise schnell. Nach bereits 2 bis 3 Monaten und Temperaturen zwischen 22 und 26 °C haben sich in den Eiern schlupfreife Jungfische entwickelt. Die Art gehört zu den sogenannten ‚Bodenpflügern‘ und laicht somit auf und nicht in dem Bodengrund ab. Wer also mit den sogenannten Ablaichgefäßen arbeitet, nimmt in Kauf, dass ein Großteil der Eier irgendwo, aber nicht in den Ablaichgefäßen landet. Und wenn man den wenigen aufgefangenen Eiern dann noch eine Inkubationszeit von mehr als drei Monaten gibt oder diese nicht feucht genug lagert, dann ist es um die Art schnell geschehen.

 

Für Papiliolebias habluetzeli sollte man den gesamten Beckengrund mit einer 2 – 3 cm dünnen Torfschicht bedecken. Binnen weniger Wochen wird der Torf Hunderte, im Falle eines Trios sogar Tausende von Eiern enthalten. Mit einer solch großen Anzahl von Eiern lässt sich dann sorglos experimentieren und es ist nicht mehr entscheidend, ob man die Eier nach einer 3- oder 4-monatigen Inkubationszeit aufgießt.

 

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen. Vereinsmitteilungen der Aquarien- und. Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im April 2022

Nr. 121

Pituna brevirostrata
‘Meia Ponte’

Literatur:
Costa, W. J. E. M. 2007 Taxonomy of the plesiolebiasine killifish genera Pituna, Plesiolebias and Maratecoara (Teleostei: Cyprinodontiformes: Rivulidae), with descriptions of nine new species. Zootaxa No. 1410: 1-41

Wissenschaftlich beschrieben wurde diese zentralbrasilianische Art im Jahre 2007 von Wilson J. E. M. Costa, einem brasilianischen Ichthyologen, der sich um die Aufstellung der Taxonomie in der Familie der Rivulidae bereits außerordentlich verdient gemacht hat. Der einzige bekannte Fundort dieser südlichsten aller Pituna-Arten ist eine temporär überschwemmte Wiese am Ufer des Rio Meia Ponte inmitten der im Bundesstaat Goiás gelegenen Großstadt Goiânia.

Auf welchem Wege diese annuelle Art dann erstmalig nach Europa gelangte, ist nicht mehr rekonstruierbar, sicherlich auch deshalb, weil brasilianischen Ausfuhrbestimmungen verletzt wurden. Möglicherweise ist die Art seit dem Jahr 2009 in Europa. In den Jahren 2015 bis 2018 jedenfalls wurde sie noch in Spanien gehalten. Von dort gelangte sie nach Schweden, wo der Züchter im Jahr 2020 den letzten in Europa verbliebenen Bestand aufgeben musste. Ein kläglicher Restbestand mit 3 bis 4 überlagerten Torfansätzen verließ Schweden in Richtung Deutschland als Postsendung. Hier angekommen konnten in mühevoller Fleißarbeit 15 Eier gefunden werden, von denen nur zwei Eier schlupfreif waren. Die anderen 13 Eier waren sogenannte Dauereier, bei denen man auf eine Entwicklung meistens vergeblich wartet.

Die zwei schlupfreifen Eier wurden fieberhaft mit Regenwasser aufgegossen und es schlüpften zwei ausgezerrte Jungfische, die mit Hilfe eines Sprudelsteines beide zum Freischwimmen kamen. Die Freude darüber wurde jedoch schnell getrübt, denn einer dieser Jungfische verlor schon nach Stunden auf unerklärliche Weise seine Schwanzflosse, was bei derart fragilen Schlüpflingen das Todesurteil ist. - An diesem Punkt angelangt, bedurfte es schon eines Wunders, wenn sich die Dinge so drehen sollten, dass man die Art würde erhalten können. Kurzum, das Wunder geschah! Die Flosse wuchs nach und aus den zwei Jungfischen entwickelte sich ein Pärchen, welches lange lebte und viele Eier legte. Dieses Mal konnten die Eier unter den Killifisch-Enthusiasten hoffentlich etwas besser verbreitet werden, denn ein Blick in die Satellitenaufnahmen von Google in Verbindung mit Berichten über die Gewässerkontamination am Rio Meia Ponte lassen befürchten, dass es die Art schon bald nicht mehr geben wird. An diesem Punkt wird deutlich, wie dramatisch das Überleben einer solch kleinen Art vom Engagement eines einzelnen Menschen abhängen kann.

Wer an der Erhaltung dieser nur 4 cm groß werdenden Art Interesse hat, sollte bereits Erfahrungen mit südamerikanischen annuellen Killifischen haben. Bei 21 - 25 °C benötigen die recht kleinen Eier in gut feuchtem Torf eine Inkubationszeit zwischen 3 und 5 Monaten. Aufgegossen wird mit frischem Regenwasser. Da die Jungfische erst nach 1 bis 2 Tagen Artemianauplien bewältigen können, ist ein kleineres Erstfutter erforderlich. Nach ca. 8 Wochen werden die Tiere geschlechtsreif. Adulte Tiere können paar- oder trioweise in Aquarien ab 12 Litern Inhalt, bei Temperaturen von 22 bis 27 °C und einer elektrischen Leitfähigkeit zwischen 40 und 150 µS/cm gut gehalten werden. Es empfiehlt sich ein Jod-Zusatz.
Ralf Riemer

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Februar 2024


Nr. 124

 

Procatopus similis

Leuchtaugenfisch

 

Literatur:

DATZ 72, Seite 328

DATZ 88, Seite 97

AM 78, Seite 508

AM 79, Seite 146

Mergus II, Seite 670

 

Die Gattungen der Leuchtaugenfische Procatopus und Aplocheilichthys ge-hören zur Artengruppe der eierlegenden Zahnkarpfen, die auch Killifische genannt werden. Sie sind in Kamerun, im Süden Nigerias, am Golf von Guinea und im Küstengebiet um Duala zu Hause. Dort leben sie in fließenden Gewässern. In kleinen oder großeren Schwärmen schwimmen sie gerne gegen den Strom. Weil sie auf Anflugnahrung spezialisiert sind, schwimmen sie dicht unter der Wasseroberfläche. Manchmal findet man sie auch in Gesellschaft zusammen mit kleineren Barbenarten. Der auffällig gold glänzende Rand um die Augen, dem diese Artengruppe ihren deutschen Namen verdankt, ist sicherlich ein Vorteil, den sie im Laufe ihrer evolutionären Entwicklung herausbilden konnte. Vielleicht synchronisieren die das Licht reflektierenden Augenränder die Bewegungen der Fische innerhalb Ihres Schwarmverbandes. Denn außerhalb des Schwarmes lauern Räuber wie Buntbarsche der Gattungen Hemichromis und Tilapia sowie Schlangenkopffische. Den Räubern zum Opfer fallen aber fast nur Einzelgänger, da beim Angriff auf einen geschlossenen Schwarm Zielkonflikte entstehen, die für den Räuber meistens einen Mißerfolg zur Folge haben.

 

Die hier beschriebenen Leuchtaugenfische sind mir am 9. Mai diesen Jahres in der Ausstellungsanlage des VDA-Verbandskongresses in Wilhelmshaven aufgefallen. Es handelt sich um die Lokalform "Kumba", die von der im Mergus abgebildeten Form in der Zeichnung der Flossen abweicht. Die Fische stellen verglichen mit anderen Killifischen keine besonderen Ansprüche an das Futter und sind auch ansonsten recht pflegeleicht. Eingesetzt in ein Gesellschaftsbecken vermögen sie durch ihr munteres und scheinbar unbekümmertes Schwimmverhalten so einige Mitbewohner,  wie es Animateure tun, zum Schwimmen zu bewegen.

 

Das sich diese Fische in einem geräumigen Artbecken allerdings wohler fühlen, zeigten sie eindrucksvoll in der Austellungsanlage des VDA-Verbanskongresses. Für die angeblich unschwere Zucht haben sich ganz einfach Hölzer oder Korken mit hineingeschnittenen Spalten oder Filterkörbe mit engen Rillen bewährt.

 

Es wäre schön, wenn sich auch in unseren Reihen ein paar Killifischfans finden würden. Wer auf einem Spezialgebiet tätig ist, der hat größere Chancen auf Erfolgserlebnisse. Für unseren Verein wäre das gut, denn die Vielzahl der Spezialgebiete sichert uns ein weites Feld für den Erfahrungsaustausch.

 

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Oktober 1992

Nr. 88

Simpsonichthys cholopteryx

‘Alto Araguaia HVP 2016-28’

 

Literatur:

Costa, W. J. E. M., Moreira, C. R. & Lima, F. C. T. 2003. Simpsonichthys cholopteryx n. sp. (Cyprinodontiformes: Rivulidae: Cynolebiatinae): A new dwarf annual fish from the upper Rio Araguaia basin, central Brazil. aqua, Journal of Ichthyology and Aquatic Biology v. 6 (no. 4): 139-144.

 

Die Erstbeschreibung dieses annuellen Killifisches erfolgte im Jahre 2003. Gefunden wurde er um das kleine brasilianische Städtchen Alto Araguaia herum in den Sümpfen der Hochebene Serra do Caiapó, die über den dort entspringenden Rio Araguaia entwässert werden. In dieser Hochebene haben die ergiebigen Nieder-schläge in der Regenzeit und eine niedrige dichte Vegetation zur Entstehung besonders mineral- und nährstoffarmer Gewässer geführt.

 

Gefangen wurde diese Population bei einer elektrischen Leitfähigkeit von nur 4 µS/cm. Eine Umgewöhnung adulter Tiere an unser vergleichsweise mineralhaltiges Leitungswasser scheint zwar möglich zu sein, fordert seinen Tribut jedoch in einem Absterben sämtlicher Eier. Auch scheinen die Tiere in härterem Wasser weniger widerstandsfähig gegen Infektionen, so dass man insgesamt nur davon abraten kann, diese Art mit Leitungswasser zu konfrontieren. Einmal gewusst wie, ist die Haltung und Vermehrung dieser Art aber wenig schwierig. Auf der Fensterbank ein 12-Liter-Becken mit einer 1 – 3 cm hohen Torfschicht, 1 bis 3 Wasserpflanzenpolstern aus Javamoos oder Süßwassertang und etwas Wasserpest reichen bereits für eine artgerechte Haltung eines Männchens mit ein bis zwei Weibchen völlig aus. Die elektrische Leitfähigkeit sollte zwischen 10 und 50 µS/cm und die Temperatur im Tag-Nacht-Rhythmus etwa zwischen 23 und 26 °C schwanken. Als Futter akzeptiert diese eine Totallänge von bis zu 4 cm erreichende Art ausschließlich Lebendfutter, vornehmlich natürlich Mückenlarven, wie sie in den Sümpfen ihrer Heimat sicherlich recht zahlreich vorkommen dürften. Aber auch mit gewöhnlichen Wasserflöhen nimmt diese Art vorlieb.

 

Zum Ablaichen suchen die Tiere vornehmlich den Schutz der Wasserpflanzenposter auf, unter denen sie direkt auf oder über der Torfschicht täglich ein 1,5 mm großes Ei abgeben. Bis auf ganz wenige Ausnahmen beginnen die so abgelegten Eier ihre Entwicklung erst nach dem Trockenfallen des Laichsubstrates. Anders als bei vielen anderen annuellen Arten reagieren die Eier jedoch empfindlich auf Trockenheit, so dass ein feines Laichsubstrat geeignet ist, welches die Eier lückenlos zu bedecken vermag.

 

Damit Wetterunregelmäßigkeiten wie verspätet oder verfrüht einsetzende Regenzeiten einer Population dieser Art nicht schaden können, beträgt die Entwicklungszeit der Eier 3 bis 8 Wochen. So sind jederzeit genügend viele Eier schlupfreif. Schlupfreife Eier sind dunkel, beinahe schwarz, und man kann die Augen der Jungfische durch die Eihülle hindurch erkennen. Der Aufguss schlupfreifer Eier erfolgt mit destilliertem Wasser mit einer Temperatur zwischen 20 und 24 °C. Als Erstfutter sind Artemianauplien, kleinste Kopepoden und frisch geschlüpfte schwarze Mückenlarven gut geeignet.

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Mai 2021

Nr. 119

Simpsonichthys zonatus

'Garapuava'

Gestreifter Fächerfisch

 

Literatur:

Mergus Aquarien-Atlas Band 5, Seite 540

 

Dieser Killifisch ist an seinem heimat-lichen Fundort, dem brasilianischen "Garapuava", dem exzessiven Anbau von Zuckerrohr zum Opfer gefallen und wird seither von nur wenigen Aquarianern vor dem endgültigen Aussterben bewahrt. Die Form "Garapuava" ist somit auf Killifischfreunde sowie andere Interes-sierte unbedingt angewiesen!!!

 

Die Art ist vergleichsweise langlebig und friedlich. Mit einer Totallänge von etwa 5 cm gehört sie zu den eher kleineren Fächerfischarten, die paarweise bereits in unbeheizten und filterlosen Becken ab 12 Liter gehalten werden können. Diese Art ist so friedlich, dass sogar mehrere Männchen zusammen gehalten werden können. Die Einrichtung kann aus Torffasern und Moorkienholz bestehen. Als Bepflanzung eignen sich der schwimmende Wasserhornfarn und Javamoos besonders gut. Als Futter ist lebendes Futter unverzichtbar. Das Allerbeste sind allerdings lebende rote, schwarze und weiße Mückenlarven.

 

Zur Vermehrung dieser Art benötigt man ein Laichsubstrat, welches möglichst fein krümelig, antibakteriell und gut sedimentierend ist. Da sind naturbelassene Torf- und Kokossubstrate das Mittel der Wahl. Zur Herstellung eines geeigneten Laichsubstrates können beispielsweise vollgesogene, in Stücke zerbrochene und zwischen den Fingern zerkleinerte Torfsoden solange gespült werden, bis nur noch die schnell absinkende Grobfraktion zurück bleibt. Diese Herstellungsweise ist zwar aufwendig, dafür gewinnt man aber einen optisch attraktiven Bodengrund, der das Wasser nicht trübt. Ein für die Haltung vorgesehenes Becken wird beispielsweise vollflächig mit einer etwa 5 cm hohen Schicht Laichsubstrat versehen und mit unbelastetem Regenwasser aufgefüllt. Das Laichsubstrat braucht man nur alle paar Monate trocken zu legen. Alle bis dahin gelegten Eier beginnen sich dann gemeinsam zu entwickeln. Bei einer im Torf noch gut fühlbaren Restfeuchte genügt den Eiern für ihre Entwicklung eine Temperatur zwischen 18 und 24°C.

 

Nach 8 bis 12 Wochen kann mit 22 bis 23 °C kühlem, unbelastetem Regenwasser aufgegossen werden. Gut geeignet ist bei anhaltendem Regen zusammen mit etwas altem Laub in einer Kunststoffwanne aufgefangenes Regenwasser. Altes Wasser aus Regentonnen ist genauso falsch wie frisches Leitungswasser. - Das „richtige“ Wasser ist hochgradig reaktiv und hat auf seinem Weg zum Ei so einiges erlebt: Eine echte Erlebnisreise, bei der es aus kühlen Wolken durch sauerstoffreiche warme Luft hindurch abwärts fiel, an staubigen Halmen und Blättern abtropfte, durch sonnengegerbte Pflanzenreste hindurch sickerte, über tierische Exkremente und Mineralien hinweg kroch und dabei allerlei Samen und Sporen begegnete.

 

Wenn die Brut innerhalb der ersten 2 - 3 Stunden nach Aufguss nicht oder nur teilweise schlüpft, sollte das Laichsubstrat baldmöglichst wieder trockengelegt werden. Das Wässern der Eier simuliert dann einen kräftigen Gewitterguss mit kurzzeitiger Bildung von Pfützen, deren Wasserinhalte vollständig aufzusaugen, das ausgetrocknete Erdreich erst nach Stunden zu schaffen vermag. Als Vorbote der kühleren Regenzeit kündigt der Gewitterguss den in den Eihüllen wartenden Jungfischen für die kommenden Tage und Wochen weitere Regenfälle an, welche ausgetrocknete Geländesenken nach und nach mit Wasser wieder zu füllen vermögen. Ein abermaliges Aufgießen des Laichsubstrates kann somit bereits nach wenigen Tagen oder beliebig später versucht werden, solange, bis sich der gewünschte Schlupferfolg schließlich eingestellt. Da die Jungfische schon nach ein bis zwei Tagen frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien bewältigen können, ist ihre Aufzucht relativ unproblematisch.

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Dezember 2017

Nr. 108